In besonderer Weise beschäftigt mich die Flüchtigkeit
und Vergänglichkeit des Seins; die Verletzlichkeit und Hinfälligkeit, sowie die Triebhaftigkeit und ’Animalität´ des
Menschen.
Eine reine Triebhaftigkeit ist nur in der Tierwelt möglich. Der Mensch ist stets geneigt Mechanismen zu
entwickeln, seine Triebe kulturell, sittlich und moralisch zu formen und verformen, zu unterdrücken und Tabus zu
konstruieren. Trotzdem findet sich der Ursprung des Menschen im Tier. So beschäftigt mich vor allem dieser
animalische, künstlich unterdrückte Teil, das was uns ausmacht, was wir wirklich sind und die Beziehung von Tier und
Mensch.
In den entscheidenden Merkmalen sind wir den Tieren identisch. „Die Züge des Menschen haben zwar eine besondere
Prägung, aber die Verwandtschaft seines Glücks und Elends mit dem Leben der Tiere ist offenbar.“ (Horkheimer) Diese
verwandtschaftliche Beziehung steigere sich im Schmerz zur absoluten Unterschiedslosigkeit. „Im Schmerz wird alles
eingeebnet, jeder wird jedem gleich, Mensch und Mensch, Mensch und Tier. Der Schmerz saugt das ganze Leben des
Wesens auf, das er ergriffen hat: sie sind nichts mehr als Hüllen von Schmerz.“ (Horkheimer)
Auch Schönheit und Ästhetik sind in meiner Arbeit von wesentlicher Bedeutung, wobei das Schreckliche und Schöne nah beieinander liegen können. Selbst im Zerrbild des Grauens lässt sich mitunter eine eigene, eine morbide Ästhetik
finden.
Schönheit ist auch durch Vergänglichkeit geprägt und dessen Wahrnehmung mit Letzterer untrennbar verbunden. So wird häufig erst im Nachklang der Erinnerung die Schönheit einer Sache deutlich. Gemeint ist hierbei nicht das Schöne im
oberflächlichen Sinne, sondern Eines, das über die reine Präsenz des Objekts hinausreicht. Es lässt das
Abgründige, den Schrecken und das Schreckliche erahnen, verhüllt es aber.
Mein persönliches Interesse gilt der Spannung zwischen Ordnung und Chaos. Oftmals resultieren die bildlichen Raumsituationen aus Gegebenheiten
meines Umfelds.
Meine Bildkompositionen weisen eine Ordnung auf, innerhalb derer trotzdem die Perspektive und damit die Räumlichkeit gebrochen werden.
Auflösungen des Raums werden im Besonderen durch Spiegelungen herbeigeführt, die diesen brechen, zerteilen und in Frage stellen.
Hierbei steht für mich die ontologische Frage nach dem Realitätscharakter von Erscheinungen im Vordergrund.
Und ist die Kunst nicht als Spiegel der Welt zu betrachten? Sich widerspiegelnde Reflektionen beinhalten eine Perspektivbrechung, die nur
der Spiegel selbst einnehmen kann und bilden eine eigene Wirklichkeit, die die Frage nach dem Realitätscharakter verstärkt.
Der temporäre Aspekt und die Wahrnehmung von Realität sind ebenfalls von Bedeutung. Während die Räumlichkeit in einem
Moment fassbar wirkt, kippt diese bei genauerer Betrachtung durch die Überlagerung und Verschränkung verschiedener
Bildebenen. Die Ambivalenz von Außen- und Innenraum ist ein charakteristisches Merkmal.
Grundsätzlich entspricht es meinem Bestreben, eine Spannung zwischen der Räumlichkeit und den Figuren zu erzeugen, um dem Konträren eines
statischen Bildes und der bewegten Welt entgegenzuwirken.
[…] Ich [sehe] in Ihnen einen wirklich talentierten Künstler, einen, den es aufgrund seiner offensichtlich großen Veranlagungen, seiner gelebten künstlerischen Besessenheit und auch seines profunden kunsthistorischen Interesses zu fördern gilt.
[Ich] beobachte eben solange, wie Sie ihr künstlerisches Ausdrucksvermögen von Ausstellungsmöglichkeit zu Ausstellungsmöglichkeit verfeinern und steigern, perfektionieren und konzentrieren. Und einher geht ein Reflektieren über Ihr Tun und auch über das Verworfene, das mir wirklich tief genug erscheint, Ihren weiteren Entwicklungen mit großer Erwartung entgegenzusehen. […]
- Prof. Dr. Raimund Stecker (Kunsthistoriker und ehem. künstlerischer Direktor des Lehmbruck-Museums in Duisburg)